Der Aufsatz im Polizei Einstellungstest
Im Polizei Einstellungstest wird die deutsche Sprache auf vielfältige Weise geprüft. Während die meisten Polizeibehörden Diktate oder Multiple-Choice-Aufgaben zur Überprüfung von Rechtschreibung, Grammatik und Textverständnis einsetzen, hebt sich die Bundespolizei mit einer besonderen Herausforderung ab: Bewerberinnen und Bewerber für den gehobenen Dienst müssen einen Aufsatz schreiben. Der Aufsatz im Einstellungstest der Bundespolizei dient dazu, dein Sprachniveau, deine Ausdrucksweise und deine Fähigkeit, strukturiert zu argumentieren, unter Beweis zu stellen. Er zeigt, ob du in der Lage bist, präzise und verständlich zu schreiben – eine essentielle Fähigkeit im Polizeialltag, der viel Büro- und Schreibarbeit beinhaltet. Im Gegensatz dazu verzichten andere Polizeien auf diese Form der Prüfung und setzen stattdessen auf Diktate oder PC-gestützte Tests.
Aufsatz im Polizei Einstellungstest: Was dich erwartet
Die Polizei verlangt von ihren Beamten im gehobenen Dienst nicht nur körperliche und soziale Kompetenzen, sondern auch ein gehobenes sprachliches Niveau. Schließlich müssen im Polizeiberuf täglich Berichte, Anzeigen und Protokolle erstellt werden. Oft handelt es sich dabei um offizielle Dokumente, die auch in Gerichtsverfahren oder bei internen Ermittlungen verwendet werden. Mit dem Aufsatz wird geprüft, ob du gesellschaftlich relevante Themen analysieren und deine Argumente strukturiert darlegen kannst. Besonders wichtig sind dabei korrekte Grammatik, Rechtschreibung und ein sachlicher Schreibstil.
Welche Art von Aufsatz wird bei der Bundespolizei geschrieben?
Im Einstellungstest der Bundespolizei muss der Aufsatz häufig als Erörterung geschrieben werden. Die Mindestwortanzahl spielt dabei keine Rolle. Welche Erörterungsform du wählst, hängt von der jeweiligen Aufgabenstellung ab.
- 1. Dialektische Erörterung: Du stellst Pro- und Contra-Argumente gegenüber und entscheidest dich am Ende für eine klare Position. Beispielthema: „Sollte der öffentliche Nahverkehr kostenlos sein?“
- 2. Lineare Erörterung: Du argumentierst nur aus einer Perspektive und legst Gründe dar, die deine Position stützen. Beispielthema: „Warum ist die Digitalisierung für den Polizeiberuf wichtig?“
Du hast 60 Minuten Zeit, eine Kurzerörterung zu schreiben, die sowohl inhaltlich logisch als auch sprachlich und grammatikalisch korrekt ist. Achte darauf Rechtschreib- und Grammatikfehler zu vermeiden, keine unnötig langen oder komplizierten Sätze zu schreiben sowie deine Argumente klar und verständlich darzulegen.
Unterschiede der freien Erörterung: Dialektisch vs. Linear
Die freie Erörterung wird in zwei Hauptformen unterteilt: die dialektische Erörterung und die lineare Erörterung. Beide Varianten werden häufig im Einstellungstest der Bundespolizeipolizei verlangt. Welche Erörterungsform du wählen solltest, hängt von der jeweiligen Aufgabenstellung ab.
1. Die dialektische Erörterung (Pro- und Contra-Erörterung)
Die dialektische Erörterung ist sinnvoll, wenn du Vor- und Nachteile eines Themas gegenüberstellen kannst. Sie eignet sich besonders für Fragestellungen, die mehrere Sichtweisen zulassen, etwa: „Sollte der öffentliche Nahverkehr kostenlos sein?“ Hier analysierst du Argumente beider Seiten und bewertest sie abschließend, bevor du deine Position klar formulierst.
2. Die lineare Erörterung (steigende Erörterung)
Die lineare Erörterung wird verwendet, wenn die Fragestellung keine Pro- und Contra-Argumente zulässt und du eine klare Position vertreten musst. Beispielthema: „Warum ist Digitalisierung im Polizeiberuf wichtig?“
- Wichtig: Kann die Frage nicht mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden, ist die lineare Erörterung die richtige Wahl.
- Hier argumentierst du aus einer Perspektive, entscheidest dich also entweder für oder gegen eine Position.
- Der Aufbau folgt einer Steigerung: Du beginnst mit dem schwächsten Argument und arbeitest dich zum stärksten vor. Das wichtigste Argument kommt immer am Schluss.
Aufbau eines Aufsatzes: Darauf kommt es an
Ein Aufsatz folgt einem klaren und logischen Aufbau, der aus Einleitung, Hauptteil und Schlussteil besteht. Diese Struktur hilft dir, deine Gedanken geordnet darzulegen und den Leser Schritt für Schritt durch deine Argumentation zu führen.
1. Die Einleitung
Die Einleitung ist der Einstieg in deinen Aufsatz und soll das Interesse des Lesers wecken. Hier führst du in das Thema ein und erklärst, warum die Fragestellung wichtig ist. Verwende ein aktuelles Beispiel, einen Fakt aus den Medien oder eine eigene Erfahrung, um den Bezug zur Realität herzustellen.
- Das Thema klar benennen.
- Das Interesse wecken.
- Die Bedeutung der Fragestellung aufzeigen.
2. Der Hauptteil
Der Hauptteil ist das Kernstück deines Aufsatzes. Hier stellst du deine These auf und untermauerst sie mit Argumenten, die du logisch und klar strukturierst. Beginne immer mit dem schwächsten Argument und steigere dich bis zum stärksten.
- 1. Standpunkt festlegen: Nenne klar, ob du „pro“ oder „contra“ bist, und formuliere eine These.
- 2. Argument 1: Starte mit deinem schwächsten Argument. Erkläre es durch eine Begründung, stütze es mit einem Beweis und illustriere es durch ein konkretes Beispiel.
- 3. Argument 2: Führe dein mittelstarkes Argument an, das deine These weiter stützt.
- 4. Argument 3: Schließe mit deinem stärksten und überzeugendsten Argument ab.
3. Der Schlussteil
Der Schlussteil fasst die Argumentation zusammen und zieht ein Fazit. Er sollte die Tragweite des Themas verdeutlichen und deine persönliche Meinung oder einen Lösungsvorschlag enthalten. Wichtig ist, dass du keine neuen Argumente einbringst.
- 1. Zusammenfassen: Fasse die wichtigsten Punkte des Hauptteils prägnant zusammen, ohne sie wörtlich zu wiederholen.
- 2. Persönliche Meinung: Drücke deine Haltung aus und gehe auf mögliche Konsequenzen oder Entwicklungen ein.
- 3. Fazit: Schließe mit einem klaren Satz, der deine Argumentation abrundet.
Ein gut strukturierter Aufsatz ist klar gegliedert und argumentativ überzeugend. Indem du die Einleitung, den Hauptteil und den Schlussteil logisch miteinander verbindest, stellst du sicher, dass deine Gedanken nachvollziehbar und überzeugend sind. Mit einer klaren Argumentationslinie und einer sauberen Sprache kannst du im Polizei Einstellungstest punkten.
So bereitest du dich auf den Aufsatz vor
Eine gründliche Vorbereitung ist entscheidend, um im Aufsatz zu überzeugen. Hier sind einige Tipps:
- Erörterungen üben: Schreibe regelmäßig Erörterungen zu gesellschaftlich relevanten Themen. Achte dabei auf klare Argumentationslinien und logische Strukturen.
- Grammatik und Rechtschreibung auffrischen: Wiederhole die wichtigsten Regeln und übe mit Diktaten oder Schreibaufgaben.
- Zeitungen lesen: Bleib über aktuelle Themen informiert, da diese oft als Aufsatzthemen gewählt werden.
- Schreibübungen machen: Trainiere, deine Gedanken klar und prägnant zu formulieren.
Beispielthemen zum Üben für den Aufsatz bei der Polizei
Mit folgenden Beispielthemen kannst du für den Aufsatz im Polizei Einstellungstest üben. Erörtere in einem Kurzaufsatz folgende Fragestellung:
- Thema: Warum ist das äußere Erscheinungsbild eines Polizeibeamten so wichtig?
- Argumentation: Die Erörterung legt dar warum das äußere Erscheinungsbild eines Polizeibeamten wichtig ist, dabei wird aufsteigend Argumentiert.
- Zeit: 60 Minuten
Beispiel-Lösungstext (418 Wörter)
Warum ist das äußere Erscheinungsbild eines Polizeibeamten so wichtig?
- Einleitung mit Beispiel in Bezug auf das Thema
Polizisten repräsentieren den Staat in den Augen der Bürger. Nicht nur der Dienstherr hat eine festgelegte Erwartungshaltung an die Polizisten, auch die Bürger selbst. Die Polizisten kommen dieser Erwartungshaltung entgegen, indem sie auf Ihr Verhalten und ihr Erscheinungsbild achten. Wer als Polizist auftritt, muss sich dagegen entscheiden, schulterlange Dreadlocks oder im Dienst gesprenkelte Augenschminke zu tragen. Ansonsten müssten Polizisten, die im Fasching oder zu Silvester zu einem Einsatz eintreffen, damit rechnen, nicht ernst genommen zu werden.
- Hauptteil mit aufsteigenden Argumenten, Begründung und Beispiele
Das Erscheinungsbild eines Polizisten ist kein oberflächlicher Aspekt, dessen müssen sich alle Staatsbürger – auch die Staatsbürger in Uniform – bewusst sein. Die äußere Erscheinung beeinflusst die Arbeit ebenso wie das Verhalten und muss gesellschaftlichen Normen entsprechen. Polizist ist man rund um die Uhr. Ist ein Bürger in Not, zum Beispiel durch einen aggressiven Randalierer, wird er sich jederzeit an einen uniformierten Polizisten wenden und um Hilfe bitten. Fährt ein Polizist zum Beispiel mit dem Zug zur Arbeit, tut er das in dem Bewusstsein, dass der Schaffner jederzeit zu ihm kommen und um Unterstützung bitten kann. Deswegen muss sich der Polizist auch auf dem Weg zur oder von der Arbeit bewusst sein, als Polizist wahrgenommen zu werden. Ein korrektes Erscheinungsbild, das Vertrauen erweckt, stützt seine Position. Der Polizist vertritt den Staat – und der Staat erwartet, respektiert zu werden. Die Uniform allein wird von gesetzestreuen Staatsbürgern bereits respektiert, aber auch der Mensch darin muss dem entsprechen. Wer als Polizist auftritt, sollte gepflegt sein. Negative Auffälligkeiten jeglicher Art müssen Polizisten vermeiden. Kein Verbrechensopfer wird sich einem Polizisten anvertrauen, der nach Alkohol riecht und eine Zigarette im Mundwinkel hat. Ein gepflegter Polizist kann sich auf einen Vertrauenskredit berufen, der ihm und allen anderen hilft, Dinge sachlich zu regeln. Ein Polizist sollte immer im Kopf haben, unangreifbar zu sein – soweit es möglich ist. Die Integrität der Person und die Korrektheit des Verhaltens sollten nicht angezweifelt werden. Wer als Polizist stets darauf achtet, gepflegt aufzutreten, vom Scheitel bis zur Sohle, verhindert, in unnötige Konflikte zu geraten. Der Polizist kommt mit allen Schichten der Gesellschaft zusammen, und die korrekte Erscheinung entspricht dem, was alle diese Schichten erwarten. Ob Obdachloser, Friseur oder Bankmanager, von einem Polizisten erwarten alle dasselbe.
- Schlussteil mit Fazit
Als Polizist muss man sich bewusst sein, was Dienstherr und Gesellschaft erwarten – und dem genügen. Das kann nur gelingen, wenn dem Individuum in Uniform der gesellschaftliche Auftrag wichtiger ist als das Bedürfnis, durch Kleidung, Schmuck oder Make-up aufzufallen. Das ist gut so – wer anders priorisiert, kann der Gesellschaft auch nicht als Polizist dienen.
- Thema: Sollte Pyrotechnik im Fußballstadion erlaubt sein?
- Argumentation: Wir entscheiden uns bei der Erörterung gegen Pyrotechnik im Fußballstadion, beginnend mit Pro-Argumenten von Pyrotechnik und der Übergang zu den Contra-Argumenten.
- Zeit: 60 Minuten
Beispiel-Lösungstext (585 Wörter)
Sollte Pyrotechnik im Fußballstadion erlaubt sein?
- Einleitung mit Bedeutung auf die Problematik des Themas
Die Pyrotechnik in den Stadien gehört von jeher zum Profifußball wie Fanschals und die Pausenbratwurst. Die zumeist glühend roten Feuer und der dichte Qualm, das wird von Fernsehkommentatoren gern mit Heißblütigkeit verknüpft. Fußballvereine, deren Fans sich für besonders halten und sich „Ultras“ nennen, erleuchten bevorzugt den Nachthimmel und lassen Salven ertönen. Der Gebrauch von Pyrotechnik ist in Deutschland aber reglementiert. Es gibt Gesetze, die regeln, was an jedermann verkauft werden darf – und was nur an Pyrotechniker. Ebenso gibt es Regelungen, wie Feuerwerk eingesetzt werden darf. Für diese Einschränkungen gibt es handfeste Gründe. Feuer kann Brände entzünden, Knallerei Hörschäden verursachen. Es gibt auf den ersten Blick keine Rechtfertigung, Feuerwerk und Böller in einer Menschentraube einzusetzen. Warum geschieht es dennoch?
- Hauptteil mit Pro- und Contra, aufsteigende Argumentation gegen Pyrotechnik
Die Pyrotechnik in Deutschland ist kulturell verankert. Zu Silvester, bei Volks- und anderen Festen gehen Raketen in die Luft und knallen Böller. Das macht vielen Menschen Freude. Erfahrene Feuerwerker, die verantwortungsvoll arbeiten, zaubern eine Farbchoreografie in die Nacht, die eine Pracht ist. Fußballfans machen im Prinzip dasselbe – sie integrieren das Feuerwerk und bilden den Rahmen für den Sport. (Pro-Argument)
Der Gebrauch von Feuerwerk fördert den Zusammenhalt der Fans genauso wie die Gesänge und Choreografien. Fans entkommen so aus der Passivität der Zuschauerrolle und akzentuieren das Geschehen. Sie setzen Feuerwerk für besondere Momente ein – vor dem Anpfiff oder wenn das eigene Team ihrer Meinung nach Motivation benötigt. (Pro-Argument)
Die Argumente für die Pyrotechnik in den Stadien entstammen der Sicht derer, die sie einsetzen. Diese Interessen sind aber gegenüber dem Gemeinwohl abzuwägen. (Übergang)
Ein ordnungspolitischer Aspekt ist wichtig zu beachten. Ein Fußballstadion ist kein rechtsfreier Raum, auch nicht an einem Bundesligasamstag. Die Staatsbürger in den Trikots ihrer Vereine bleiben an das Grundgesetz gebunden und sollten strafverfolgbar bleiben. Wenn aber der Qualm in der Luft hängt und eventuell auch noch vermummte Straftäter Feuerwerk auf andere Fangruppen abfeuern, wie es bereits vorgekommen ist, hat die Staatsmacht beim nötigen Eingriff das Nachsehen. Schlechte Sicht, vermummte Täter, eine umzäunte Masse – das darf nicht sein. Die Pyrotechnik fördert Anonymität und mindert die Chancen der Ordner und Polizisten, Verbrecher zu erkennen und zu ergreifen. (Contra-Argument)
Pyrotechnik ist und bleibt gefährlich, es handelt sich um potenzielle Waffen. Werden pyrotechnische Gegenstände gezündet in einer Menge, entsteht für die Umstehenden Gefahr. Nicht nur die bereits erwähnten Probleme können auftreten. In Menschenmengen tritt bei Gefahr eine Dynamik auf, die selbstständig abläuft – Massenpanik ist eine reale Gefahr und zu vermeiden, wo es nur geht. Kein Mensch darf eine große Gruppe um ihn herum so unter psychischen Druck setzen, dass es zur Panik kommt. Vor allem Fußballränge, die umzäunt sind, können zu einer gefährlichen Falle werden – im wahrsten Sinne des Wortes. So mancher Fan wurde schon am Zaun erdrückt von einer nachschiebenden Masse. (Contra-Argument)
- Schlussteil mit Lösungsansätzen, Meinung und Fazit
Die Pyrotechnik in den Stadien gehört zum Profifußball wie die Schlägerei zum Oktoberfest. Das ist ein bedauerlicher Umstand. Das Problem an sich ist nicht die Pyrotechnik. „Technik“ an sich meint den fachmännischen Gebrauch intelligent ertüftelter Geräte. Davon kann beim Abfackeln der „Bengalos“ und Böller inmitten der Kurven und Ränge keine Rede sein. Wenn Pyrotechnik im Stadion eingesetzt werden soll, dann bitte so, wie es auf jedem Volksfest Usus ist: Fachleute brennen ein Feuerwerk so ab, dass niemand verletzt wird. Das ist auch stimmungsvoll.
Es ist Zeit, dem umgeordneten Treiben auf den Rängen Einhalt zu gebieten. Im Interesse der öffentlichen Sicherheit, der Fans und des Fußballs. Und die Vereine mit besonders „heißblütigen“ Fans wie Borussia Dortmund oder Eintracht Frankfurt freuen sich auch, wenn sie nicht mehr länger Strafen vom DFB auferlegt bekommen für das Spektakel am Rande.
- Zeige auf, wie die Digitalisierung den Polizeialltag beeinflusst? (Lineare Erörterung)
- „Sollte der Konsum von Cannabis legalisiert werden?“ (Dialektische Erörterung)