Assessment Center bei der Polizei
Das Assessment Center (AC) ist ein wichtiger Bestandteil des Auswahlverfahrens bei der Polizei und dient dazu, deine Eignung für den Polizeiberuf umfassend zu prüfen. Im Unterschied zu schriftlichen Tests oder Sportprüfungen liegt der Fokus hier auf der Bewertung deiner sozialen Kompetenzen, deiner Teamfähigkeit und deines Verhaltens in verschiedenen realitätsnahen Szenarien. Du wirst in Situationen versetzt, die dir im Polizeialltag begegnen könnten, und musst zeigen, wie gut du im Team arbeitest, Probleme löst und Entscheidungen unter Druck triffst.
Je nach Polizeibehörde kann das Assessment Center unterschiedlich gestaltet sein, enthält aber oft Bestandteile wie strukturierte Interviews, Gruppenaufgaben oder Rollenspiele. Diese Übungen sind darauf ausgelegt, dich nicht nur fachlich, sondern vor allem persönlich zu fordern. Die Prüfenden achten besonders auf deine Kommunikationsfähigkeit, deine Konfliktlösungskompetenz sowie darauf, wie gut du dich in ein Team integrierst und führst. Es geht nicht um die eine richtige Lösung, sondern darum, wie du an die Aufgaben herangehst und welche Fähigkeiten du dabei zeigst. Du hast die Möglichkeit, deine Stärken in Stressresistenz, Empathie und Führungskompetenz zu demonstrieren, was im Polizeiberuf essenziell ist.
Was bedeutet eigentlich Assessment Center?
Ein Assessment Center (AC) ist ein strukturiertes Auswahlverfahren, bei dem Bewerberinnen und Bewerber in verschiedenen Übungen und Tests ihre Eignung für eine bestimmte Position oder Laufbahn unter Beweis stellen müssen. Typische Bestandteile sind Gruppendiskussionen, Rollenspiele, Interviews und Einzelaufgaben, die vor allem soziale Kompetenzen, Kommunikationsfähigkeit und Problemlösungsvermögen testen. Der Begriff (Englisch „to assess“ – „etwas bewerten, abschätzen oder feststellen“.) stammt aus der Personalpsychologie und wurde erstmals im militärischen Bereich während des Zweiten Weltkriegs eingesetzt, um Führungskräfte gezielt auszuwählen. Heute wird das Assessment Center weltweit in verschiedenen Branchen genutzt, um die besten Kandidaten für anspruchsvolle Positionen zu identifizieren.
Aufgaben im Polizei Assessment Center
Das Assessment Center bei der Polizei ist ein zentraler Bestandteil des mündlichen Auswahlverfahrens, insbesondere für Bewerberinnen und Bewerber der gehobenen Laufbahn. Meist findet es an einem separaten Tag statt, nachdem du den schriftlichen und sportlichen Teil des Einstellungstests erfolgreich absolviert hast. Im Assessment Center stehst du vor verschiedenen praktischen Aufgaben, die auf realitätsnahe Situationen im Polizeidienst abzielen. Rollenspiele, Gruppendiskussionen oder Präsentationen sind typische Übungen, die deine Teamfähigkeit, Stressresistenz und Entscheidungsfreude bewerten. Besonders wichtig ist hier, wie du mit anderen interagierst und komplexe Probleme löst. Ergänzt wird das Verfahren in der Regel durch ein strukturiertes Interview, in dem deine Motivation und Eignung für den Polizeiberuf weiter hinterfragt werden.
Begleitet wird das AC von eine Auswahlkommission, bestehend aus erfahrenen Polizeiangehörigen und Psychologen, die deine Leistungen und Verhaltensweisen im Hintergrund beobachten und bewerten. Die Prüfenden achten besonders darauf, wie gut du in einem Team arbeitest, ob du souverän und ruhig auf Stress reagierst und ob du in der Lage bist, klare Entscheidungen zu treffen. Zu den typischen Aufgaben im Assessment Center der Polizei gehören:
Die Präsentation
Die Präsentation im AC gehört zu den Aufgaben, die deine Fähigkeit testet, Informationen strukturiert und verständlich zu vermitteln. Unter Druck ruhig zu bleiben und deine Gedanken gut zu strukturieren, wird hier besonders wichtig sein. Ob als Selbstpräsentation, Mitbewerberpräsentation oder Kurzvortrag – die Prüfenden wollen sehen, wie souverän du Inhalte darstellst, auf das Publikum eingehst und komplexe Themen klar und prägnant erklärst.
Mögliche Aufgaben in der Präsentation
- Selbstpräsentation: Hier stellst du dich selbst vor, indem du über deinen Lebenslauf, deine Motivation für den Polizeiberuf und deine Stärken sprichst. Du hast nur wenige Minuten Zeit, um einen überzeugenden Eindruck zu hinterlassen.
- Mitbewerberpräsentation: In dieser Variante bereitest du eine kurze Präsentation über eine andere Person aus der Gruppe vor, basierend auf einem kurzen Kennenlerngespräch. Dies fordert nicht nur dein Präsentationstalent, sondern auch dein aktives Zuhören und deine Fähigkeit, schnell Informationen zusammenzufassen.
- Vortrag: Hier erhältst du ein vorgegebenes Thema und hast nur wenig Zeit, dieses zu strukturieren und dem Publikum zu präsentieren. Themen können gesellschaftliche, politische oder berufsspezifische Inhalte umfassen, z. B. über Sicherheit oder Rechtsfragen.
Darauf kommt es bei der Präsentation an
Bei der Präsentation geht es nicht nur darum, Informationen korrekt wiederzugeben, sondern auch um deine Ausdrucksfähigkeit, deine Körpersprache und dein Auftreten. Die Prüfkommission achten darauf, wie klar und verständlich du redest, wie sicher du auftrittst und ob du mit deinem Gegenüber interagierst. Auch die Struktur deiner Präsentation ist entscheidend: Ein roter Faden und logischer Aufbau sind genauso wichtig wie eine anschauliche Darstellung des Themas. Eine gute Vorbereitung und regelmäßiges Üben werden dir dabei helfen, sicher aufzutreten und deine Präsentation souverän zu meistern.
Tipps für die Vorbereitung
Strukturiere deine Präsentation: Beginne mit einer kurzen Einführung, gehe zum Hauptteil über und schließe mit einem prägnanten Fazit ab. Eine klare Struktur hilft dir, den Überblick zu behalten und den Prüfern einen logischen Ablauf zu bieten.
Übe das freie Sprechen: Je öfter du vor anderen sprichst, desto sicherer wirst du. Übe vor Freunden oder Familienmitgliedern, um deine Nervosität zu reduzieren und Routine zu entwickeln.
Körpersprache und Blickkontakt: Achte auf eine selbstbewusste Körperhaltung und nimm Blickkontakt mit deinem Publikum auf. Dies signalisiert Sicherheit und Interesse.
Zeitmanagement: Achte darauf, dass du die vorgegebene Zeit einhältst. Es ist wichtig, nicht zu schnell zu reden, aber auch die Zeit effizient zu nutzen.
Interesse zeigen: Gerade bei der Mitbewerberpräsentation kommt es darauf an, deinem Gegenüber gut zuzuhören und Interesse zu zeigen. Konzentriere dich auf die wichtigsten Punkte, die du in der Präsentation weitergeben möchtest.
Die Gruppendiskussion
Die Gruppendiskussion zielt darauf ab, deine Teamfähigkeit, deine Kommunikationsfähigkeit und dein Verhalten in einer Gruppe zu bewerten. Hier musst du zeigen, wie du in einer Gruppe mit 3 bis 5 weiteren Bewerbenden interagierst, Diskussionen führst und gemeinsam Lösungen entwickelst. Je nach Polizei kannst du auf verschiedene Varianten dieser Aufgaben treffen, darunter themenbezogene Gruppendiskussionen, Gruppenaufgaben mit konkreten Problemstellungen oder Gesprächsthemen, in denen du eine bestimmte Rolle übernehmen musst.
Mögliche Aufgaben in der Gruppendiskussion
- Gruppendiskussion mit Thema: In dieser Variante wird dir und der Gruppe ein bestimmtes Thema vorgegeben, das ihr diskutieren müsst. Dies könnte ein gesellschaftliches oder politisches Thema sein, wie z. B. die Rolle der Polizei in der Gesellschaft oder aktuelle Sicherheitsfragen. Die Aufgabe besteht darin, verschiedene Standpunkte darzulegen und eine strukturierte Diskussion zu führen.
- Gruppenaufgabe mit Problemstellung: Bei dieser Variante wird der Gruppe eine konkrete Aufgabe oder ein Problem vorgelegt, das gemeinsam gelöst werden muss. Dies könnte eine simulierte Einsatzsituation sein, bei der ihr als Gruppe Lösungen entwickeln müsst. Hierbei sind eure Problemlösungsfähigkeiten, Entscheidungsfreude und Teamarbeit gefordert.
- Gruppengespräch mit Rollenvorgabe: In dieser Variante erhältst du eine spezielle Rolle innerhalb der Gruppe, die du während der gesamten Aufgabe einnehmen musst. Du kannst z. B. die Rolle eines Teamleiters übernehmen oder einen bestimmten Standpunkt vertreten, der nicht unbedingt deiner eigenen Meinung entspricht. Ziel ist es, das Gespräch konstruktiv zu lenken und dabei in deiner vorgegebenen Rolle zu bleiben.
Darauf kommt es bei der Gruppendiskussion an
Bei der Gruppendiskussion achten die Prüferinnen und Prüfer besonders auf deine Fähigkeit, im Team zu arbeiten. Dabei ist es wichtig, dass du deine Meinung klar und respektvoll einbringst, aber auch anderen zuhören kannst. Konfliktfähigkeit, Kompromissbereitschaft und Kommunikationsgeschick sind hier entscheidend. Es geht nicht nur darum, was du sagst, sondern auch darum, wie du auf andere eingehst, ob du Diskussionen strukturiert führst und ob du fähig bist, in der Gruppe zu einer gemeinsamen Lösung beizutragen. Eine gute Vorbereitung auf diese Gruppensituationen hilft dir, im Assessment Center souverän und teamfähig aufzutreten, was dir im späteren Polizeidienst von großem Nutzen sein wird.
Tipps für die Vorbereitung
Diskussionsfähigkeit üben: Versuche, in Diskussionen mit Freunden oder in Gruppen deine Argumente klar und sachlich darzulegen. Übe, in Gesprächen den Überblick zu behalten und andere Meinungen einzubeziehen.
Teamarbeit stärken: Gruppendiskussionen und Aufgaben fordern deine Teamfähigkeit. Übe, in Teams konstruktiv zu arbeiten, Ideen einzubringen und gleichzeitig anderen Raum zu lassen.
Rollenverständnis: Wenn du mit einer Rollenvorgabe arbeiten musst, übe das Einnehmen und Durchhalten einer bestimmten Position. Du solltest dich mit der Rolle identifizieren können und diese auch in schwierigen Situationen überzeugend vertreten.
Souverän bleiben: Es ist wichtig, ruhig und sachlich zu bleiben, auch wenn die Diskussion hitzig wird oder die Gruppe unterschiedliche Ansichten hat. Achte darauf, nie dominierend zu wirken, aber auch nicht passiv zu sein.
Das Rollenspiel
Das Rollenspiel ist eine der praxisnahesten Übungen im Assessment Center der Polizei. Hier schlüpfst du in die Rolle eines Polizisten und musst dich in einer simulierten Situation behaupten, die so oder ähnlich im Berufsalltag auftreten könnte. Ziel des Rollenspiels ist es, dein Verhalten in stressigen oder herausfordernden Situationen zu bewerten. Deine Kommunikationsfähigkeiten, dein Umgang mit Konflikten und dein Auftreten werden dabei besonders unter die Lupe genommen. Die Prüferinnen und Prüfer beobachten genau, wie du reagierst, Entscheidungen triffst und ob du in der Lage bist, in unvorhergesehenen Situationen ruhig und souverän zu bleiben. Es gibt verschiedene Szenarien, die im Rollenspiel vorkommen können.
Mögliche Szenarien im Rollenspiel
- Konfliktgespräch mit einem Bürger: In diesem Szenario spielst du einen Polizisten, der mit einem aufgebrachten Bürger spricht. Der Bürger könnte wütend, frustriert oder emotional belastet sein. Du musst deeskalieren, den Sachverhalt ruhig klären und eine Lösung anbieten.
- Kollegengespräch: Hier trittst du als Polizist/in in ein Gespräch mit einem Kollegen ein. Es könnte sich um ein Problem innerhalb des Teams handeln, das du ansprechen und lösen musst. Teamfähigkeit und Kommunikation stehen hier im Vordergrund.
- Zeugenbefragung: In diesem Rollenspiel führst du ein Gespräch mit einer Zeugin oder einem Zeugen, der möglicherweise unter Schock steht oder Schwierigkeiten hat, sich an Einzelheiten zu erinnern. Hier kommt es darauf an, wie du empathisch und zielgerichtet Informationen herausarbeitest.
- Kontrollsituation: Du führst eine Personenkontrolle durch, bei der du respektvoll, aber bestimmt auftreten musst. Diese Art von Rollenspiel bewertet deine Autorität, deine Fähigkeit, klare Anweisungen zu geben, und deinen Umgang mit Vorschriften.
Darauf kommt es beim Rollenspiel an
Beim Rollenspiel geht es nicht nur darum, wie du auf die vorgegebene Situation reagierst, sondern auch darum, wie du dich selbst in einer herausfordernden Lage verhältst. Das Auswahlkomitee achtet besonders darauf, wie ruhig und kontrolliert du in schwierigen Situationen bleibst, ob du in der Lage bist, Konflikte zu deeskalieren, und wie souverän du im Umgang mit Bürgern oder Kollegen bist. Deine Fähigkeit, klar zu kommunizieren, Entscheidungen zu treffen und lösungsorientiert zu handeln, ist hier entscheidend. Eine gründliche Vorbereitung auf das Rollenspiel gibt dir die Möglichkeit, deine sozialen Kompetenzen und dein Verhalten unter Druck zu zeigen. Dies ist besonders wichtig, da du im Polizeidienst häufig auf unvorhersehbare und stressige Situationen stoßen wirst.
Tipps für die Vorbereitung
Deeskalationstechniken üben: Übe, ruhig und souverän auf Konflikte zu reagieren. Versuche, in stressigen Situationen ruhig zu bleiben und Lösungen anzubieten. Dies hilft dir, in einem Rollenspiel sicher aufzutreten.
Kommunikationsfähigkeiten trainieren: Übe den Umgang mit schwierigen Gesprächspartnern. Es ist wichtig, dass du in der Lage bist, sowohl empathisch als auch bestimmt aufzutreten, wenn es die Situation erfordert.
Verhaltensmuster analysieren: Beobachte in deinem Alltag, wie Menschen auf unterschiedliche Situationen reagieren, und überlege dir, wie du als Polizist/in reagieren würdest. Diese analytische Herangehensweise hilft dir, im Rollenspiel besser vorbereitet zu sein.
Körpersprache und Haltung: Achte im Rollenspiel darauf, dass du eine selbstbewusste Körpersprache zeigst. Ein aufrechter Stand, Blickkontakt und ein ruhiger Tonfall vermitteln Sicherheit und Professionalität.
Die Postkorbübung
Die Postkorbübung ist eine klassische Methode im AC, die dazu dient, deine Entscheidungsfähigkeit, Prioritätensetzung und dein Zeitmanagement zu bewerten. In der Übung erhältst du eine simulierte Arbeitssituation, in der du verschiedene Aufgaben in einer begrenzten Zeit bewältigen musst. Diese Aufgaben erscheinen in Form von Dokumenten, E-Mails oder Notizen in einem „Postkorb“, die du bearbeiten und in eine logische Reihenfolge bringen musst. Die Postkorbübung spiegelt die Anforderungen des Polizeidienstes wider, in dem du oft unter Zeitdruck Entscheidungen treffen und Aufgaben priorisieren musst. Es gibt verschiedene Varianten der Postkorbübung, die dir im Assessment Center begegnen können:
Mögliche Praxisbeispiele einer Postkorbübung
- Dringende Aufgaben priorisieren: In dieser Variante musst du unterschiedliche Aufgaben auf der Grundlage ihrer Dringlichkeit und Wichtigkeit einordnen. Dazu gehören etwa Anfragen von Vorgesetzten, Einsatzberichte, Bürgeranfragen oder interne Verwaltungsaufgaben. Deine Aufgabe ist es, zu entscheiden, welche Aufgaben sofort erledigt werden müssen und welche warten können.
- Konfliktmanagement: Hier können zusätzlich zu organisatorischen Aufgaben Konflikte oder dringende persönliche Anfragen auftauchen, die du in deinem Arbeitsalltag als Polizist bewältigen müsstest. Du musst entscheiden, ob du dich zuerst um den Konflikt kümmerst oder andere Aufgaben priorisierst.
- Zeitdruck simulieren: In dieser Variante gibt es eine zeitliche Begrenzung, die zusätzlich Druck aufbaut. Du hast nur eine bestimmte Zeit, um alle Aufgaben zu sichten, zu priorisieren und deine Entscheidungen zu treffen. Dies spiegelt den Arbeitsalltag eines Polizisten wider, der oft unter hohem Druck wichtige Entscheidungen treffen muss.
Darauf kommt es bei der Postkorbübung an
Bei der Postkorbübung geht es darum, wie du mit einer Vielzahl von Aufgaben umgehst, sie strukturiert und priorisiert abarbeitest. Es wird darauf geachtet, ob du in der Lage bist, wichtige von unwichtigen Aufgaben zu unterscheiden, Entscheidungen logisch zu treffen und ob du gut mit Zeitdruck umgehen kannst. Außerdem wird deine Fähigkeit geprüft, verschiedene Aufgabenbereiche gleichzeitig im Blick zu behalten und dabei ruhig und fokussiert zu bleiben.
Tipps für die Vorbereitung
Trainiere Prioritätensetzung: Übe, verschiedene Aufgaben nach Dringlichkeit und Wichtigkeit zu priorisieren. Dies kannst du auch im Alltag tun, indem du deine eigenen Aufgaben systematisch nach ihrer Relevanz sortierst.
Simuliere Zeitdruck: Stelle dir eine Liste von Aufgaben zusammen und gib dir ein begrenztes Zeitfenster, um diese zu sortieren und zu bearbeiten. Dies bereitet dich darauf vor, in der Postkorbübung ruhig und effizient unter Zeitdruck zu arbeiten.
Strukturiere deine Entscheidungen: Entwickle eine Methode, mit der du schnell Entscheidungen triffst, wie z. B. das Vier-Quadranten-Modell (dringend/wichtig), um Aufgaben schnell zu priorisieren.
Denke pragmatisch: Es ist wichtig, nicht zu viel Zeit mit einer einzelnen Aufgabe zu verbringen. Wenn eine Aufgabe zu komplex ist oder mehr Informationen benötigt, solltest du sie in die richtige Prioritätsstufe einordnen und gegebenenfalls später bearbeiten.
Das Interview
Das Interview ist ein fester Bestandteil des Auswahlverfahren. Es dient dazu, deine Eignung für den Polizeidienst noch genauer zu prüfen und gleichzeitig deine Motivation, Persönlichkeit und Kompetenzen besser kennenzulernen. Im Gegensatz zu einem klassischen Vorstellungsgespräch folgt das Interview strukturiert mit einem klaren Leitfaden und festgelegten Fragen. Diese sind darauf ausgelegt, dich in verschiedenen Situationen zu testen und zu bewerten, wie du auf bestimmte Herausforderungen reagieren würdest. Dabei gibt es unterschiedliche Arten von Fragestellungen, die deine persönlichen, verhaltensbezogenen und situativen Kompetenzen abdecken.
Mögliche Fragen, die im Interview gestellt werden
- Eigenvorstellung: Eine häufige Aufgabe im strukturierten Interview ist die Eigenvorstellung. Du wirst gebeten, dich kurz vorzustellen und über deinen bisherigen Lebensweg, deine beruflichen und schulischen Erfahrungen und deine Motivation zu sprechen, warum du Polizist werden möchtest. Hier hast du die Gelegenheit, deinen bisherigen Werdegang und deine Stärken zu präsentieren.
Beispiele für Fragen zur Eigenvorstellung:
- „Erzählen Sie uns etwas über sich.“
- „Warum möchten Sie Polizist/Polizistin werden?“
- „Welche Eigenschaften qualifizieren Sie besonders für diesen Beruf?“
- Situative Fragestellungen: Bei den situativen Fragestellungen wirst du mit hypothetischen Situationen konfrontiert, die im Polizeialltag auftreten könnten. Du musst erklären, wie du in der jeweiligen Situation handeln würdest. Hierbei geht es darum, zu zeigen, dass du in der Lage bist, in stressigen oder konfliktgeladenen Situationen ruhig, überlegt und lösungsorientiert zu handeln.
Beispiele für situative Fragen:
- „Stellen Sie sich vor, Sie werden zu einem Familienstreit gerufen. Wie gehen Sie vor?“
- „Sie müssen einem aggressiven Bürger in einer Stresssituation begegnen – wie verhalten Sie sich?“
- „Was würden Sie tun, wenn Sie bei einer Verkehrskontrolle auf Widerstand stoßen?“
- Verhaltensbezogene Fragestellungen: Bei den verhaltensbezogenen Fragen geht es darum, wie du in der Vergangenheit auf bestimmte Situationen reagiert hast. Die Prüfer wollen sehen, welche Erfahrungen du bereits gesammelt hast und wie du diese in den Polizeidienst einbringen kannst. Deine Antworten geben Aufschluss darüber, wie du in der Realität mit Herausforderungen umgehst.
Beispiele für verhaltensbezogene Fragen:
- „Beschreiben Sie eine Situation, in der Sie einen Konflikt in einem Team gelöst haben.“
- „Wann mussten Sie unter Druck schnell eine Entscheidung treffen, und wie haben Sie gehandelt?“
- „Erzählen Sie von einer Situation, in der Sie jemandem in einer schwierigen Lage geholfen haben.“
Darauf kommt es im Interview an
Im Interview wird besonders darauf geachtet, wie du dich ausdrückst, ob du klare und logische Antworten gibst und wie du auf verschiedene Fragestellungen reagierst. Deine Kommunikationsfähigkeiten, dein Auftreten und deine Fähigkeit zur Selbstreflexion stehen im Vordergrund. Die Entscheider wollen sicherstellen, dass du auch in stressigen oder herausfordernden Situationen ruhig und besonnen bleibst und angemessen handelst. Eine gute Vorbereitung auf das strukturierte Interview wird dir helfen, selbstsicher und souverän aufzutreten und die Prüfenden von deiner Eignung für den Polizeidienst zu überzeugen.
Tipps für die Vorbereitung
Selbstreflexion: Überlege dir im Vorfeld, welche Erfahrungen du bereits gemacht hast, die relevant für den Polizeidienst sein könnten, und wie du diese in deinen Antworten einfließen lässt.
Hypothetische Situationen durchdenken: Übe den Umgang mit typischen polizeilichen Situationen, indem du dir vorstellst, wie du in Konflikten oder bei Stress reagieren würdest. Denke auch daran, immer lösungsorientiert zu handeln.
Körpersprache und Auftreten: Achte darauf, während des Interviews ruhig und selbstbewusst aufzutreten. Blickkontakt und eine aufrechte Körperhaltung vermitteln Sicherheit und Kompetenz.
Strukturiertes Denken: Formuliere deine Antworten klar und strukturiert. Beginne mit einer kurzen Einleitung, erkläre die Situation und schließe mit einer konkreten Lösung oder deinem Handeln ab.
Der Kurzvortrag
Der Kurzvortrag, oder auch Kurzreferat, zielt darauf ab, deine Präsentationsfähigkeit, dein Strukturierungsvermögen und deine sachliche Ausdrucksweise zu bewerten. Als Polizist/in ist es essenziell, komplexe Sachverhalte klar und verständlich zu erklären – sei es in Besprechungen, vor Kollegen oder vor der Öffentlichkeit. Im Kurzvortrag wird geprüft, ob du in der Lage bist, ein vorgegebenes Thema in kurzer Zeit zu erfassen, logisch aufzubereiten und souverän vorzutragen.
Mögliche Varianten des Kurzvortrags
- Freie Themenwahl: Du erhältst eine Liste mit mehreren Themen und kannst eines davon auswählen. Diese Variante lässt dir Freiheiten, ein Thema zu wählen, mit dem du dich bereits auskennst.
Beispielthemen:
- „Wie kann die Polizei besser mit Jugendlichen in Kontakt treten?“
- Themen mit Vorbereitungsmaterial: Dir wird zusätzlich zum Thema Informationsmaterial wie Zeitungsartikel, Statistiken oder Grafiken bereitgestellt. Diese musst du schnell analysieren und in deinen Vortrag einbinden.
Beispiel:
- „Auswertung einer Statistik zu Verkehrsunfällen.“
- Spontanvortrag: Hierbei gibt es keine Vorbereitungszeit. Du wirst aufgefordert, sofort zu einem Thema zu sprechen. Diese Variante testet vor allem deine Spontaneität und Stressresistenz.
Darauf kommt es im Kurzvortrag an
Beim Kurzvortrag achten die Prüfer auf mehrere entscheidende Aspekte. Eine klare Gliederung und ein logischer Aufbau des Vortrags sind besonders wichtig. Die klassische Struktur mit Einleitung, Hauptteil und Schluss wird erwartet, um den Vortrag übersichtlich und nachvollziehbar zu gestalten. Ebenso kommt es auf inhaltliche Präzision an: Deine Argumente sollten thematisch relevant und prägnant sein. Hierbei zählt nicht die Länge des Vortrags, sondern die Qualität und Aussagekraft deiner Inhalte.
Auch deine Ausdrucksweise spielt eine zentrale Rolle. Du solltest klar, präzise und verständlich kommunizieren. Fachbegriffe sind erlaubt, müssen jedoch verständlich erklärt werden, um sicherzustellen, dass alle Zuhörer deinem Vortrag folgen können. Zudem wird dein Auftreten genau beobachtet. Ein selbstbewusstes Auftreten mit einer guten Körpersprache – wie einer aufrechten Haltung und regelmäßigem Blickkontakt – sowie ein ruhiger, sicherer Tonfall hinterlassen einen positiven Eindruck.
Schließlich ist das Zeitmanagement von großer Bedeutung. Ein Kurzvortrag im Polizei Assessment Center dauert in der Regel 3 bis 5 Minuten, und es wird erwartet, dass du diese Zeit sinnvoll nutzt und dich an die Vorgabe hältst.
Tipps für die Vorbereitung
1. Strukturierte Vorbereitung
- Teile deinen Vortrag immer in Einleitung, Hauptteil und Schluss.
- Beginne mit einer interessanten Frage, einem aktuellen Beispiel oder einer Statistik, um die Aufmerksamkeit zu gewinnen.
- Im Hauptteil solltest du 2–3 Kernargumente bringen, die logisch aufeinander aufbauen.
- Beende deinen Vortrag mit einem prägnanten Fazit oder einem Denkanstoß.
2. Klare Ausdrucksweise
- Sprich in kurzen und präzisen Sätzen.
- Vermeide übermäßigen Fachjargon, den die Prüfer nicht verstehen könnten.
- Nutze Vergleiche und Beispiele, um abstrakte Themen greifbarer zu machen.
3. Zeitmanagement
- Übe deine Vorträge im Voraus und achte darauf, die Zeit einzuhalten. Verwende einen Timer, um ein Gefühl für die Dauer zu bekommen.
4. Körpersprache
- Halte Blickkontakt mit den Prüfern und vermeide hektische Bewegungen.
- Stehe aufrecht und vermeide eine monotone Stimmlage.
5. Umgang mit Nervosität
- Atme vor Beginn tief durch und sammle dich.
- Konzentriere dich auf den Inhalt und nicht darauf, was schiefgehen könnte.